Biodiversität / Biologische Vielfalt

„Alles hängt mit Allem zusammen.“ [Alexander von Humboldt]

Die Biologische Vielfalt beeinflusst die Leistungsfähigkeit unserer Ökosysteme. Der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt ist dramatisch. Es gibt immer weniger intakte Ökosysteme. Hauptsächlich verantwortlich dafür ist der Mensch mit seinen Produktions- und Konsumweisen. Die Schaffung und Erhaltung der biologischen Vielfalt ist für den Menschen lebensnotwendig.

Bedeutung: Die biologische Vielfalt der lebenden Organismen auf unserem Planeten

  • umfasst die Vielfalt der Ökoysteme, Arten und ihrer gegenseitigen Wechselbeziehungen sowie die genetische Vielfalt innerhalb einer Art.
  • ist eine dynamische Größe, die sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder auf- und absteigend entwickelt hat. Auch die menschliche Kultur hat biologische Vielfalt geschaffen. Dennoch ist die menschenbedingte Verlustrate 100 bis 1000 mal höher als die naturbedingte.
  • beeinflusst die Produktivität und Widerstandskraft von Ökosystemen und ist für die Aufrechterhaltung vieler Ökosystemleistungen verantwortlich.

Die Leistungen der Natur (Ökosysteme) ermöglichen dem Menschen das Leben: Sie umfassen die Regulation des Klimas und Reinigung der
Luft wie auch die Regulation des Wasserhaushalts und damit auch unsere Versorgung mit Trinkwasser. Über die Bestäubung von Blütenpflanzen werden uns Nahrungsmittel geliefert. Es wird für die Bildung fruchtbaren Bodens, unserer Lebensgrundlage, für die Photosynthese und den Kreislauf der Stoffe gesorgt. Wir werden vor natürlichen Extremereignissen (z.B. Überschwemmungen, Erdrutsche) und durch Kontrolle von Schädlingen ge- schützt. Die Natur liefert uns Nahrung, Rohstoffe (z.B. Holz, Baumwolle) und biochemisch/pharmazeutische Stoffe und hilft uns damit bei Krankheit und gegen Krankheitserreger. Sie lässt uns regenerieren, erleben, bilden. Sie erfreut, gibt uns Halt und Identität und befriedigt unser ästhetisches Gefühl.

Starke Gefährdung

  • Weltweit: Die Mehrzahl der Ökosysteme befindet sich in einem DEGRADIERTEN Zustand. Ein stattfindender Verlust der Biodiversität hat negative Auswirkungen (MEA: Millenium Ecosystem Assessment, 2005). Die Biodiversität in Binnengewässern ist besonders stark bedroht – der Artenverlust in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten schreitet etwa zwei bis drei Mal so schnell wie im Meer oder an Land voran (Weltbiodiversitätsrat (IPBES), 2019).
  • In Deutschland gibt es ca. 48.000 Tierarten, 9.500 Pflanzen- und 14.400 Pilzarten und 863 Biotoptypen. 31 Prozent wurden als bestands- gefährdet eingestuft, vier Prozent sind bereits ausgestorben, rund zwei Drittel der Biotoptypen sind gefährdet.
  • Nordrhein-Westfalen: Es gibt über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in rund 70 verschiedenen Lebensräumen. Lebensräume und Arten (z.B. Insekten: 80 % Biomasse-Verlust in 3 Jahrzehnten) zeigen einen ungünstigen Erhaltungsstand. Ungefähr 45 Prozent der bewerteten Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten (Rote Liste, FFH-Bericht).

Ursachen des Verlusts der Biodiversität

Hauptursachen der Gefährdung der Arten und ihrer Lebensräume liegen in der gewandelten und zunehmend intensiven menschlichen Nutzung von Natur und Landschaft.

  • So werden Lebensräume direkt durch Überbauung/Versiegelung (für Siedlung und Verkehr), Abholzung, Entwässerung oder veränderte Land- und Gewässernutzung (Forstwirtschaft, Nutzung von Gewässern, Sport-/Freizeitaktivitäten) zerstört.
  • Durch Überdüngung, Einsatz von Pestiziden, Verschmutzung, Schadstoffeintrag, nicht nachhaltiger Landbewirtschaftung, Zerschneidung werden Lebensräume übernutzt und degradiert, d.h. die dortigen Lebensbedingungen verschlechtern sich.
  • Der Eintrag gebietsfremder Arten kann heimische Arten verdrängen.
  • Eine Anpassung an die Klimawandel-bedingten, beschleunigten Änderungen von Umweltbedingungen ist für viele Arten schwer oder nicht möglich. Die Breitenwirksamkeit dieser Änderung hat tiefgreifenden Einfluss auf alle Ökosysteme.

Erhaltung der Biodiversität

Auf der Ebene der Politik, von Vereinigungen, wie auch eines jeden Einzelnen können Maßnahmen zur Schaffung und Erhaltung der biologischen Vielfalt getroffen werden.

Internationale und nationale Übereinkommen / Regularien zum Schutz der Biodiversität

UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD, Rio, 1992) // Nagoya-Protokoll (2010): Bericht zum ökonomischen Nutzen der biologischen Vielfalt (TEEB-Initiative), Bericht zur Verbesserung der wissenschaftlichen Information zu den Themen Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES), Aichi-Biodiversitätsziele bis 2020 zur Eindämmung der Biodiversitätsverluste und Maßnahmen zur Wiederherstellung) // UN-Dekade der Biologischen Vielfalt (2011-2020)

EU-Biodiversitätsstrategie 2020 (2011), Nationale Biodiversitätsstrategien und auf Ebene der Bundesländer in D (z.B. Biodiversitätsstrategie NRW, 2015)

Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität

  • Ausweisung von Schutzgebieten als Rückzugsort für wildlebende Tier- und Pflanzenarten (in D sind ca. 16 Prozent der Landfläche streng geschützt als Nationalpark, Biosphärenreservat, Naturschutzgebiet oder FFH-/ Natura 2000-Gebiet).
  • Biotop-Schutz- und Vernetzung auch außerhalb von Schutzgebieten durch Schaffung einer vielfältigen, reich strukturierten, nachhaltig genutzten Agrarlandschaft (z.B. Erhaltung von extensiv genutztem Grünland, Verringerung von Pestizid- und Düngemitteleinsatz, Schad- stoffeintrag) // einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung (z.B. Totholz belassen, nicht bewirtschaftete Waldflächen, vernetzte Wälder) // der Renaturierung von Flüssen, Bächen und Auen (z.B. durch Deichrückverlegung, Schaffung von Fischdurchlässigkeit) // naturverträgliche Fangquoten und –methoden bei der Fischerei // Senkung des Verbrauchs von Siedlungs-und Verkehrsflächen und ökologische Aufwertung der bestehenden Flächen (kommunale / gewerbliche Grünflächen, Urban Gardening).

Was kann der Einzelne tun?

  • Den eigenen Garten naturnah gestalten, d. h. heimische, insektenfreundliche Pflanzenarten, Pflanzen- und Strukturvielfalt, Pestizidfreiheit.
  • Unterstützung einer umweltverträglichen Landwirtschaft durch den Kauf nachhaltig produzierter Lebensmittel (bio, regional, saisonal).
  • Rücksichtsvolles Verhalten in der Natur und Engagement in Naturschutzverbänden.

Quellen


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